25.02.2011

au!13 - der erste Ton

…, dann berührte ihr Finger die Taste mit einer unglaublichen Zartheit. Das war der erste Ton, der Beginn einer Bewegung, und jeden weiteren werden wir auf diesen beziehen müssen. Eine Geste der Zärtlichkeit der zweite. Der erklang wie von Kraft erfüllte Zartheit. Denn die Zartheit kann für sich selbst bestehen, die Zärtlichkeit aber muss sich auf jemanden oder etwas beziehen. Der Zusammenhang zwischen diesen Tönen wurde hörbar, sie ertasteten einander, mal rief der eine und mal der andere, gegenseitig lockten sie sich aus ihrem Versteck, war doch der eine nur die Sehnsucht des anderen. Und wenn das so ist, wenn sie sich zu zweit in einer schweigenden Weltbefinden und ihre Sehnsucht aufeinander gerichtet ist, dann gibt es einen Anfang und wird es ein Ende geben und wird sich alles zu einem Ganzen runden; sie schlug auf die Tasten ein. ...

(Nadas: Der Lebensläufer / S. 373)