09.10.2012

au!117 - Intensivstation

"... Dann führt sie mich zur Intensivstation, die im obersten Geschoss liegt. Drei Patienten hätten sie nicht aus dem Krankenhaus tragen können, zwei sehr alte Männer und einen Jungen. Ein Pfleger, der sie nicht im Stich lassen wollte, sei bei ihnen geblieben. Wir treten in die Intensivstation, die einmal aus vier Betten mit den entsprechenden Apparaten bestand. Die Bettgestelle mit den hochgestellten Rückenlehnen sind noch vorhanden, auch die Gehäuse der Apparate. Die Ärztin muss nichts sagen, ich sehe es selbst: An drei der Rückenlehnen, genau in Höhe der Köpfe, sind die Einschusslöcher von zahlreichen Kugeln, die durch das Bettgestell gingen und in der Wand stecken geblieben sind, sowohl von Pistolen wie auch von Maschinengewehren, Kalaschnikows, um genau zu sein. Unter den Betten, ebenfalls in Kopfhöhe, sind die Blutlachen getrocknet. Es gibt keine anderen Einschusslöcher in dem Raum, es ist nicht gekämpft worden. Nur an einer einzigen anderen Stelle sehen wir die Kugel in der Wand und das getrocknete Blut auf dem Boden. Hier muss der Pfleger gestanden haben. ..."
(N.Kermani / Die Zeit 27.09.2012)