18.01.2013

au!141 - à la Diane

"Marie Antoinette spielte in Trianon Harfe, lorbeerbekränzt und in griechische Gewänder gehüllt. Bei den Soupers, die die berühmte Malerin Vigée-Lebrun gab, erschien sie selbst als Aspasia im Peplos, der Abbé Barthélémy als Rhapsode im Chiton, ein Herr von Cubières als Memnon mit goldener Leier; man lagerte auf Ruhebetten, trank aus Vasen und ließ sich von Knaben, die als Knaben verkleidet waren, die Speisen servieren, die, wie ein Augenzeuge berichtet, 'alle echt griechisch waren'. In den Gärten erblickte man allenthalben antike Toteninseln und Mausoleen, Aschenurnen und Opfergefäße, Tränenkrüge und Leichentücher. In dieser Hineignung zu den Symbolen der Trauer und des Sterbens zeigt sich zugleich, daß in vielen eine dunkle Vorahnung der Zukunft lebte."
(Egon Friedell: Aufklärung und Revolution S.198f.)