08.03.2011

au!18 - frühstück

"... Mich kann man nicht sehen, weil man nichts sehen kann", hat er gesagt und: "Die Prinzipien, die Jahrtausende ins Rollen bringen." Auch: "Jede Tätigkeit setzt eine andere voraus, eine Art eine andere, ein Sinn den anderen, Tiefsinn, Unsinn und umgekehrt und nebeneinander." Das Frühstück ist ihm "viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an." [...] "Undankbarkeit in sich entstehen lassen", sagt er, "von einer Sache erst dann Notiz nehmen, wenn man dieser Sache als einer fürchterlichen Sache sicher ist. Tatsachen türmen sich übereinander, also das Fürchterliche, und nur zu bald ist man der kleine Wicht, der die Tischplatte wegzurücken versucht, für sich, was ihm ein Kopfstück von oben einträgt." So groß sei die Vernunft, dass sie "doch wieder nur Scheitern" sein könne. [...] "Es gibt die Verpflichtung der Tiefe des eigenen Abgrunds", sagt er. Er zieht sich zusammen, und nur durch Brutalität, indem man einfach aufsteht, kann man ihn wieder zu sich und aus sich herausbringen. Mit einer Äußerung, wie: "Es ist ja fürchterlich hier drinnen!" Wie von einem lebenslänglichen Unrecht wird er von sich beherrscht, von seiner Zersetzungsapparatur."
(Bernhard: Frost)