19.03.2011

au!21 - Es werde Licht!

Nicht Leyer! - noch Pinsel! - eine Wurfschaufel für meine Muse, die Tenne heiliger Litteratur zu fegen! - - Heil dem Erzengel über die Reliquien der Sprache Kanaans! - auf schönen Eselinnen siegt er im Wettlauf; - aber der weise Idiot Griechenlands borgt Euthyphrons stolze Hengste zum philologischen Wortwechsel.
Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts; wie der Gartenbau, älter als der Acker: Malerey, - als Schrift: Gesang, - als Deklamation: Gleichnisse, - als Schlüsse: Tausch. - als Handel. Ein tieferer Schlaf war die Ruhe unserer Urahnen; und ihre Bewegung, ein taumelnder Tanz. Sieben Tage im Stillschweigen des Nachsinns, oder Erstaunens saßen sie; - - und thaten ihren Mund auf - zu geflügelten Sprüchen.
Sinne und Leidenschaften reden und verstehen nichts als Bilder. In Bildern besteht der ganze Schatz menschlicher Erkenntniß und Glückseeligkeit. Der erste Ausbruch der Schöpfung, und der erste Eindruck ihres Geschichtsschreibers; - - die Erste Erscheinung und der erste Genuß der Natur vereinigen sich in dem Worte: Es werde Licht! hiermit fängt sich die Empfindung von der Gegenwart der Dinge an.
(Hamann: Aesthetica in Nuce)